Sperrung der Dresdener Bahn – längere Fahrzeiten für Fahrgäste aus dem Elbe-Elster-Land nach Berlin
Ab 21. April 2023, ca. 21 Uhr bis 10. November 2023, ca. 21 Uhr wird die Bahnstrecke Berlin – Dresden zwischen Blankenfelde und Baruth gesperrt. Im Zuge des Lückenschlusses der Dresdener Bahn zwischen Berlin und Blankenfelde sowie weiterer kommt es zu Vollsperrungen zwischen Berlin und Baruth.
Was wird gebaut?
Gesperrt werden ab 21. April die Gleise zwischen Glasower Damm Süd und Rangsdorf und die Verbindungskurven zum Berliner Außenring gesperrt. Gebaut wird im Bereich des Bahnhofes Blankenfelde, neben der Anbindung der Dresdener Bahn aus Berlin und dem Neubau eines Bahnsteiges wird der Bahnübergang Karl-Marx-Straße direkt am Bahnhof durch eine Eisenbahnüberführung ersetzt. In Zossen beginnt der Umbau des Bahnhofes, der sich insgesamt bis 2025 hinziehen wird. In Wünsdorf werden unter anderem Lärmschutzwände errichtet. Der Austausch von Schwellen, Einbau von Weichen, Neubau von Oberleitungs- und Signalanlagen im Zuge des Ausbaus der Dresdner Bahn für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h gehören ebenfalls zur Baumaßnahme.
In der Folge der Bauarbeiten wird es ab 21. April 2023, ca. 21 Uhr bis 5. Juni 2023 6 Uhr zur Vollsperrung des Abschnitts zwischen dem Berliner Außenring und Baruth und anschließend bis 10. November 2023 zwischen dem Berliner Außenring und Rangsdorf kommen.
Was ändert sich für Fahrgäste?
Die Streckensperrung wirkt sich auf den Fernverkehr zwischen Berlin und Dresden sowie die Regionallinien RB24 und RE8 aus. Während die Eurocity-Züge der Linie EC27 von und nach Prag bzw. Budapest zwischen Berlin und Dresden ohne Halt via Falkenberg/Elster umgeleitet werden, konnte für die Linie IC17 Rostock <> Berlin <> Dresden keine Ersatzlösung über Anhalter Bahn gefunden werden. Bis auf zwei Züge pro Richtung, die Berlin vom 22. April bis 10 November 2023 direkt mit Chemnitz verbinden – ebenfalls via Falkenberg/Elster ohne Halt – entfällt die Linie IC17 südlich des Flughafenbahnhofes BER komplett. Damit wird das Fernzugangebot zwischen Berlin und Dresden halbiert, die derzeit komfortable Fernzuganbindung von Doberlug-Kirchhain und Elsterwerda nach Berlin, Dresden sowie an die Ostsee entfällt während der Sperrung ersatzlos.
Der Regionalverkehr entfällt bis zum 4. Juni zwischen Berlin und Baruth, ab 5. Juni zwischen Berlin und Rangsdorf.
Die RB24 entfällt auf dem Abschnitt Flughafen BER <> Wünsdorf-Waldstadt. Dafür fährt auf der Strecke Waßmannsdorf <> Wünsdorf-Waldstadt (bis 4. Juni) bzw. Rangsdorf (ab 5. Juni) Ersatzverkehr mit Bussen. Bis Waßmannsdorf müssen die Fahrgäste die S-Bahn (S9, S45) nutzen.
Der RE8 entfällt auf dem Abschnitt Berlin Hauptbahnhof <> Baruth (bis 4. Juni) bzw. Berlin Hauptbahnhof <> Rangsdorf (ab 5. Juni). Auf der Strecke Blankenfelde <> Baruth bzw. Rangsdorf fährt Ersatzverkehr mit Bussen; auf dem Abschnitt Berlin <> Blankenfelde bleibt den Fahrgästen nur die Nutzung der S-Bahn S9. Im Abschnitt Baruth <> Elsterwerda fährt der RE8 jeden Tag stündlich. Die fünf direkten Verbindungen (Mo-Fr) des RE8 zwischen Berlin und Finsterwalde entfallen hingegen.
Welche Alternativen gibt es?
Gerade für Fahrgäste aus dem Elbe-Elster-Land führt die lange Sperrzeit zu erheblichen Einschränkungen und deutlich längeren Reisezeiten vor allem in Richtung Berlin und Dresden.
Fahrgäste aus Doberlug-Kirchhain und Finsterwalde haben alternativ die Möglichkeit, die Regionallinien RE10 und RB43 bis Calau zu nutzen und ab hier weiter mit dem RE7 bis Berlin zu reisen. Die direkte Reisezeit Doberlug-Kirchhain – Berlin verlängert sich von heute 77 Minuten mit dem IC auf 116 Minuten, also 39 Minuten mehr. Finsterwalder verlieren zwar vorübergehend die Direktverbindung, aber dafür verlängert sich die Reisezeit nur um maximal 5 Minuten.
Kritisch wird es allerdings nach den Sommerferien. Zwischen Doberlug-Kirchhain, Finsterwalde, Calau und Cottbus kommt es dann auch zu Einschränkungen auf der Strecke des RE10 und der RB43. Im Zeitraum vom 31. August bis zum 11. November soll es mehrfach zu Vollsperrungen kommen, auch das erste September-Wochenende soll betroffen sein. Hier findet in Finsterwalde der Brandenburg-Tag 2023 mit mehreren zehntausenden erwarteten Besuchern statt.
Fahrgästen aus Elsterwerda bleiben als Alternative zum Schienenersatzverkehr vor Berlin nur die Regional-Verbindungen von Elsterwerda-Biehla via Falkenberg/Elster (1 x Umsteigen) oder Ruhland und Senftenberg (1-2 x Umsteigen). Statt heute rund 1,5 Stunden im IC sind sie dann 2,5 Stunden bis über 3 Stunden unterwegs. In Falkenberg/Elster winken zudem lange Übergangszeiten von bis zu 40 Minuten in einem zugigen Bahnhofsumfeld. Die wahrscheinlich beste Möglichkeit mit einer durchgehende Reisekette bietet der PlusBus 579 von Elsterwerda bis Finsterwalde, weiter mit RB43 oder RE10 bis Calau und ab Calau der RE7 bis Berlin. Gesamtreisezeit Elsterwerda – Berlin Hauptbahnhof 2 Stunden 42 Minuten. Aber auch hier gilt, ab 31. August kommt es zwischen Finsterwalde und Calau zu weiteren Einschränkungen.
Gibt es noch weitere Einschränkungen?
Ja. Leider ist das noch nicht alles. Die RB31 zwischen Dresden und Elsterwerda wird bis Mitte Mai abschnittsweise immer wieder im Schienenersatzverkehr gefahren werden. Noch bis 31. Juli kommt es auf zwischen Falkenberg – Torgau wegen Bauarbeiten zu einem eingleisigen Betrieb und teilweise Vollsperrungen. Auch hier wird es Schienenersatzverkehr geben. Für Reisende aus das Elbe-Elster-Land gilt also bis Ende 2023: auf jeden Fall kurz vor Reiseantritt nochmals infomieren, ob die geplante Route noch passt.
PRO BAHN Lausitz fordert mehr Koordinierung
Dass Bauarbeiten notwendig sind, ist unbestritten. Dass sich in Folge von größeren Baumaßnahmen auch deutliche Verbesserungen ergeben ist auch für uns wünschenswert. So soll sich die Reisezeit zwischen den Hauptbahnhöfen in Berlin und Dresden ab Dezember 2025 um 10 Minuten auf 92 Minuten verkürzen. Auch aus dem Elbe-Elster-Land sind kürzere Reisezeiten nach Berlin und Dresden zu erwarten, wenn der Ausbau der Strecke Berlin-Dresden Ende der 2020er Jahre fertig ist. Wichtig ist aber die Koordinierung und Bündelung von Baumaßnahmen in einem Maße, dass Fahrgäste nicht mehr als unbedingt nötig eingeschränkt werden. Der gleichzeitige Wegfall von direkten Bahnverbindungen aus dem Elbe-Elster-Land in Richtung Berlin, Dresden und Leipzig oder Berlin, Cottbus und Dresden ist nicht das, was man ein koordiniertes Vorgehen könnte. Wenn dann auch noch Alternativrouten für vollgesperrte Bahnstrecke parallel gesperrt werden sollen, ist der Fahrgast vollends aus dem Blickfeld geraten. Das darf nicht sein!
PRO BAHN Lausitz mahnt aktuell an, die Baumaßnahmen zwischen Doberlug-Kirchhain und Cottbus nicht parallel zur Sperrung zwischen Berlin und Baruth bzw. Rangsdorf umzusetzen.
Bild: IC17 in Elsterwerda